Marie N. lebt und arbeitet als Langzeitfreiwillige nun seit einem Dreivierteljahr in Setrawa. Sie berichtet, wie sie Ostern in ihren Englischunterricht einbaut, welche Hürden für Schülerinnen beim Englischlernen zu überwinden sind und wie sie und ihre Kollegin den Unterricht abwechslungsreich gestalten:
Alltag im Projekt |
Was tut sich im Projekt so? Unser Tagesablauf ändert sich immer mal wieder. So ist ab Februar die Butterfly Class geschlossen worden, da erfreulicherweise beinahe alle Kinder dieser Gruppe mittlerweile zur Schule gehen. Stattdessen unterrichten Annika und ich nun eine Klasse in der nebenan gelegenen Privatschule Veer Durga Das, die mit Sambhali Trust kooperiert. Dies ist allerdings nicht immer leicht, denn die 25 Mädels kommen aus den Jahrgängen 6, 7, 8, 9 und 11. Sie sind zusammengestellt worden zu einer Klasse. Und nein, dahinter steckt nicht die Idee des Waldorf-Prinzips, sondern die traurige Tatsache, dass es in jedem Jahrgang nur 2 – 15 Mädchen (!) gibt. Denen steht eine Zahl von circa 60 Jungs gegenüber. Da man mit so wenig Mädchen keine Klasse füllen kann, nimmt man eben die Mädchen aus fünf Jahrgängen, um eine normale Klassengröße zu erzielen. Folglich müssen wir uns für die Planung Methoden und Aufgaben überlegen, die alle einigermaßen bearbeiten können und an denen sie sogar möglichst noch besser werden. Doch schon der erste Schritt ist manchmal kaum zu schaffen. Denn der Englischunterricht an dieser Schule (die als die beste im Dorf gilt) bewirkt nicht, dass die Schüler am Ende der Klasse 12 Englisch verstehen geschweige denn sprechen können. Sogar mehr als die Hälfte der 11-Klässler ist nicht in der Lage einen kurzen grammatikalisch richtigen englischen Satz zu formulieren. Viele verstehen uns erst gar nicht. Da müssen Annika und ich wirklich alles geben und es mit unserem Hindi versuchen. Dabei ist Annika einmal die traurige Tatsache aufgefallen, dass unser Hindi wahrscheinlich fast besser ist, als das Englisch der Elftklässlerinnen. Obwohl wir schon zu zweit sind, denke ich manchmal, dass noch zwei mehr Lehrkräfte hermüssten. Allerdings gibt es auch eine schöne Tatsache: Denn einige der Mädels waren früher bei Sambhali und ohne zu wissen, wer es war, haben wir es sofort erkannt. Der Unterschied ist echt enorm! Das hat uns richtig glücklich gemacht, denn es zeigt einen unglaublichen Erfolg! Abgesehen davon merkt man eindeutig den Unterschied der Atmosphäre im Schulgebäude und in unserem Center. Bei uns ist es sehr viel lockerer.

In der Privatschule
Normalerweise sitzen hier 25 Mädels – man beachte die Architektur: der Lehrer steht 1 m erhöht:
Mit unseren Sewing Girls haben wir nach wie vor unsere regelmäßigen Englischstunden. Wir haben es gewagt, mit ihnen „High School Musical“ auf Englisch zu schauen. Und mit etwas Erklärung unsererseits haben es auch fast alle verstanden. Der Film kam super an. Mit seinen vielen Tanz- und Gesangseinlagen und der simplen Handlung ähnelt er auch sehr den indischen Bollywood-Filmen, sodass er gut für unsere Mädels geeignet war. Das war richtig schön! Außerdem haben wir letzte Woche einmal Armbänder gemacht, die jetzt alle stolz tragen und damit das halbe Dorf neidisch machen. Ein paar von ihnen sind aber so ehrgeizig, dass sie uns dann baten, mal wieder etwas Grammatik zu machen. 😉
Ein typischer Anblick mit unseren Nähmädels (wir wollen keine Bank überfallen, aber es gibt einen verbindenden Lüftungsschacht von der Toilette der Privatschule…):

Unsere wöchentliche Computerstunde

anmutiger Tanz zu indischer Musik
Unsere Peacock-Class ist natürlich eine Konstante im Alltag. Neben dem Englischunterricht planen und organisieren Annika und ich für die Kinder workshops zu unterschiedlichen Themen. Aktuell steht Ostern vor der Tür und wir möchten unseren Kindern nicht nur wie im Dezember von unserem Weihnachts-, sondern auch von unserem Osterfest berichten. So haben wir ein Plakat gebastelt. Aber, mist, Fotos wären doch auch toll, oder? Wie kriegen wir die hier in Setrawa gedruckt? Gar nicht. Also kam mir die Idee, dass wir doch malen könnten, was wir verbildlichen wollten. Und so machte sich Annika mir unserem Osterhasen an die Arbeit, während ich mich an Jesus Christus versuchte (Vielen Dank Marie-Claire, dass Du jahrelang Dein Bestes gegeben hast, um mir das notwenige Handwerk dafür zu geben!). Am Ende ist natürlich der Osterhase auch in unser Center gekommen. (Spätestens da waren alle Kinder ein Fan von unserem Osterfest ;))

Hasenohren überall

prachtvolle Ergebnisse

vorgestern gab es Eis 🙂
Marie Nerreter
© Text und Fotos: Marie Nerreter