Jetzt bin ich innerhalb von 7 Monaten das 2. Mal in Jodhpur. Einerseits will ich mich engagieren und etwas Sinnvolles tun, und nichts liegt näher, als dort anzuknüpfen, wo man aufgehört hat. Anderseits ist es auch Neugierde, was aus den Projekten und meiner Arbeit geworden ist. Auch zu Hause habe ich mich für Sambhali eingebracht, indem ich durch kleine Aktionen Spenden gesammelt habe, aber das Engagieren vor Ort ist eine ganz andere Sache. So, nun bin ich wieder hier und es ist wunderbar.
Da ich keine Eingewöhnungszeit brauche, konnte ich mich gleich voll ins „Geschehen stürzen.“ Gleich am 1. Tag bin ich ins Graduates Sewing Center gefahren, das Hallo war groß und die Begrüßung meiner „Mädels“ fiel stürmisch aus. Momentan haben sie einen „Großauftrag“ für Forty Red Bangles. Innerhalb der nächsten 11 Tage müssen sie 250 Elefanten, Pferde, Kamele, Affen und Teddybären produzieren. Um damit fertig zu werden, müssen sie sicher einige Überstunden leisten. Nebenbei müssen immer wieder noch für eingehende Bestellungen Weihnachtsdekorationen genäht werden.
Ich arbeite mit Barbara, einer anderen Volontärin, zusammen. Sie ist insgesamt fast 4 Monate hier und die Organisation vor Ort liegt momentan in ihrer Hand. Ich unterstütze sie, wo ich kann, denn bei Terminarbeiten ist der Druck doch sehr groß. Wir kontrollieren die Arbeiten auf Qualität und sind für das Design zuständig, d. h., dass auch passende Stoffe, Borten, etc. gefunden werden müssen, und bei größeren Mengen ist es eine Herausforderung, ausreichend Material zu bekommen. Eine besondere Herausforderung ist die Qualitätskontrolle. Zum einen: was können wir noch akzeptieren, und zum anderen: was muss noch verbessert werden? Hier müssen wir mit ganz viel Fingerspitzengefühl herangehen, damit keine Frustration aufkommt. Erstaunlich ist, dass bei Rücklauf jeder der 15 Frauen genau weiß, von wem das jeweilige Tier produziert wurde.
Am Samstag kommen Gäste aus der Schweiz und mit ihnen werden wir in einem kleinen Workshop ein indisches Säckchen mit landestypischer Stickerei und Handdruck gemeinsam herstellen. Dafür müssen die „Mädels“ schon um 9:00 Uhr bei der Arbeit sitzen. Die einen beteiligen sich am Workshop, die anderen gehen dem Alltagsgeschäft nach. Der Workshop war ein Erfolg. Unsere Gäste haben sich sichtlich wohl gefühlt und mit Eifer, Kreativität und großem Interesse zusammen mit den Mädchen gearbeitet.
Jetzt bin ich schon 3 Wochen hier und unser „Großauftrag“ ist geschafft! Wir haben den Termin nicht für alle Tiere einhalten können, aber in Rücksprache mit der Firma ist es kein Problem, wenn ein Teil der Produktion ein paar Tage später geliefert wird. Mit der Wahl des Paketdienstes hat es Probleme gegeben.
Zwischenzeitlich ist ein neuer Auftrag aus der Schweiz eingetroffen. Weihnachtsdeko, die bis Mitte Dezember in Europa sein muss. Sterne, besonders aufwändig, Kamele und Peacocks. D. h., es müssen Überstunden gemacht werden bzw. Arbeit muss mit nach Hause genommen werden, sonst ist es nicht zu schaffen.
Wir schaffen es nicht! Der Stern ist so aufwändig, dass die Frauen 1 ½ Tage für die Anfertigung benötigen. Sie stellen so viele wie möglich her. Der andere Teil des Auftrags ist mit Hilfe der Frauen vom „Brothers for Sisters“ Sewing Center fertiggestellt worden. Trotzdem feiern wir, denn die beiden Aufträge waren ein Kraftakt für alle Beteiligten.
Ab nächsten Dienstag hätte ich Zeit, meine eigenen Ideen und Vorschläge für die Boutique umzusetzen. Da Barbara, meine „Mitstreiterin“, jedoch schon 3 Monate hier ist und auch noch nicht mit ihren Ideen zum Zuge kommen soll, lass ich ihr den Vortritt. Meine Beispiele mit Anleitungen liegen wohlverpackt im Regal des Sewing Centers. Vielleicht findet sich jemand, der diese Vorschläge umsetzen möchte.
Ich habe noch 5 Arbeitstage und dann sind die 5 Wochen schon wieder vorbei. Es war wieder eine interessante, ereignisreiche und abwechslungsreiche Volontärzeit bei Sambhali.
Auf Wiedersehen!
Maria Frey, Dezember 2013